Die häufigsten Ursachen für ein Versagen eines künstlichen Kniegelenks sind Infektionen, Lockerungen und Abrieb.

Die Infektion eines künstlichen Kniegelenks kann als Frühinfekt schon kurz nach der Operation auftreten. Allerdings ist unter den heutigen keimfreien Bedingungen im Operationssaal diese Art von Infektion sehr selten. Infektionen können aber auch nach jahrelanger Zufriedenheit mit dem Kniegelenk in Form einer Spätinfektion auftreten. Dabei werden Keime mit der Blutbahn zum Kunstgelenk geschwemmt, meistens infolge eines im Körper befindlichen Infektionsherdes. Dazu zählen eitrige Entzündungen aller Art ( Abszesse, Harnwegsinfektionen, Phlegmonen, Infektionen im Kiefer- und Mundbereich usw.) sind besonders gefährlich. Deshalb muss in solchen Fällen umgehend der Hausarzt aufgesucht und eine angemessene Behandlung eingeleitet werden – gegebenenfalls mit Antibiotika.

Kommt es zu einer Lockerung der Prothese, äußert sich dies oft mit Schmerzen bei Belastung und ist im Röntgenbild sichtbar. Lockerungen treten meist langsam auf und die Gründe hierfür können mannigfaltig sein. Auch diese Komplikation ist sehr selten und kann nach Jahren zum Beispiel durch mikroskopische Abriebpartikel (Polyethylen, Metall) eingeleitet werden.
Durch modernes Design der heutigen Knieprothesen ist es gelungen, den Abrieb auf ein Minimum zu reduzieren. Ganz eliminieren kann man den Abrieb allerdings nicht, da es überall, wo zwei Oberflächen aneinander gleiten, zwangsläufig zum Abrieb kommt – meistens auf der weicheren Seite. Bei der Knieprothese ist das der aus Polyethylen hergestellte Kunststoffteil (Gleitfläche).
Es gibt noch weitere, deutlich weniger häufige Ursachen, die zum Versagen eines künstlichen Kniegelenks führen. Ihr behandelnder Arzt wird Sie im Aufklärungsgespräch darüber ausführlich informieren.

Was muss gemacht werden, wenn ein künstliches Kniegelenk versagt, und wie sind die Erfolgsaussichten?

Je nach Ursache des Versagens sind auch die Erfolgsaussichten unterschiedlich. Am einfachsten ist die Situation, wenn ausschließlich der Kunststoffteil durch Abrieb abgenutzt ist, da dieser Teil des Kunstgelenks im Rahmen eines kleineren Eingriffs ausgewechselt werden kann. Das Kniegelenk muss man zu diesem Zweck allerdings wieder «öffnen». Nachdem die Operationswunde verheilt ist, ist meistens alles wieder in Ordnung.
Voraussetzung ist, dass die Metalloberflächen nicht beschädigt sind und sich die Metallteile nicht gelockert haben. Um einen Abrieb des Kunststoffteils rechtzeitig zu erkennen – bevor sich die Metallteile gelockert haben –, sind regelmäßigen Verlaufs- und Röntgenkontrollen von großer Bedeutung.

Beschädigung oder Lockerung der Metallteile

Sind die Metalloberflächen beschädigt oder die Metallteile gelockert, so müssen diese ausgewechselt werden. Dies ist zwar deutlich aufwendiger, bietet aber gute Erfolgsaussichten. Voraussetzung ist, dass der Knochen und die stabilisierenden Kniebänder in einem guten Zustand sind.

 

Revisionsprothese

Sind die Kniebänder nicht mehr stabil genug, bedarf es spezieller Revisionsprothesen.

Neben der Verankerung mit langen Schäften wird bei dieser Revisionsprothese eine Verbindung zwischen der Ober- und der Unterschenkelkomponente erstellt («Scharniergelenk», gelbe Markierung)

Revision bei Infektion

Im Fall einer Infektion muss die infizierte Knieprothese zuerst ausgebaut werden. Erst wenn sich der Knochen von der Infektion erholt hat – dies dauert zirka sechs bis acht Wochen –, kann eine neue Prothese eingesetzt werden. Zwischenzeitig wird bis zum Einbau einer neuen Knieprothese ein Platzhalter aus Knochenzement (Spacer) ein¬gebaut, der eine Ruhigstellung des Knies während dieser Zeit ermöglicht. Eine Bewegung des Kniegelenkes ist in dieser Zeit in der Regel nicht möglich (temporäre Arthrodese). In mehr als 80 Prozent der Fälle können auf diese Weise eine Heilung des Infekts und eine gute Funktion des Knies wieder erreicht werden.

Was passiert, wenn alles versagt und kein neues Kniegelenk mehr eingesetzt werden kann?

Leider gibt es Situationen, in denen das Kunstgelenk nicht mehr gerettet und die Funktion des Kniegelenks nicht mehr erhalten werden kann. Der Ausweg aus dieser seltenen und aussichtslosen Lage kann unter Umständen eine Versteifungsoperation des Kniegelenks sein. In einzelnen Fällen ist sogar eine Amputation des Beines oberhalb des Kniegelenks nicht auszuschließen.
Die Gefahr, dass ein Patient von einer solch schwerwiegenden Komplikation heimgesucht wird, ist weniger als ein Promille und somit zwar nicht ausgeschlossen, aber doch unwahrscheinlich.

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