Bei der „peripheren arteriellen Verschlusserkrankung“ (PAVK) kommt es zu einer Einschränkung der Schlagaderdurchblutung der Beine und seltener der Arme. Die meisten unserer PAVK-Patienten sind älter als 50 Jahre, in diesem Fall liegt meist eine ursächliche Arteriosklerose bzw. Gefäßverkalkung vor. Bei jüngeren Patienten finden sich oft ganz andere Ursachen für die Entwicklung einer PAVK, wie z. B. ein Kompressionssyndrom, Gefäßdissektion, Gefäßentzündungen, angeborene Stoffwechselerkrankung oder angeborene Bindegewebserkrankungen. In den Schlagadern bilden sich Engstellen (Stenosen), die den Blutstrom behindern und hierdurch eine belastungsabhängige Sauerstoffminderversorgung der Muskulatur verursachen. Der Sauerstoffmangel in der Muskulatur wird vom Patienten als sehr schmerzhaft empfunden und zwingt häufig zum Stehenbleiben.
Im Volksmund wird die PAVK oft als „Schaufensterkrankheit“ bezeichnet, weil die Betroffenen sich oft bewusst kurze Gehstrecken aussuchen, bei denen ihr häufiges Stehenbleiben nicht auffällt. Die Betroffenen sehen in das nächstgelegene Schaufenster, um unauffällig auf die Besserung zu warten. Die zunehmende Sauerstoffminderversorgung bei fortschreitender Gefäßerkrankung kann im weiteren Verlauf zu Ruheschmerzen in den Beinen oder im schlimmsten Fall sogar zum Absterben von Gewebe (Nekrosen – „Raucherbein“) führen.
Die PAVK ist eine häufige Erkrankung mit ca. 4,5 Millionen betroffenen Menschen in Deutschland. Risikofaktoren, die die PAVK verursachen, sind in erster Linie das Zigarettenrauchen, aber auch hohe Cholesterinspiegel, hoher Blutdruck und die Zuckerkrankheit.
Patienten, die eine PAVK haben, haben meist auch eine Beteiligung der Herzkranzgefäße (Koronararterien) sowie der hirnversorgenden Gefäße (Carotiden) und erleiden häufig einen Herzinfarkt oder Schlaganfall. Aus diesem Grund ist die PAVK eine ernste Diagnose und die frühe Erkennung wichtig, um das Schicksal der Patienten positiv zu beeinflussen. Ohne die entsprechende medikamentöse Therapie hat die PAVK im fortgeschrittenen Stadium eine ernste Prognose, die häufig mit bösartigen Erkrankungen verglichen wird. Die gezielte Frage nach den typischen Beschwerden der Patienten, eine spezielle körperliche Untersuchung und die einfache Messung der Knöchelarterienverschlussdrucke sowie Ableitung der Pulskurven der Arme und Beine reicht für die Diagnosestellung in der Regel aus.
Zur weiteren Abklärung der Ursache der Gefäßerkrankung kommt anschließend die spezielle Ultraschalldiagnostik (farbkodierte Duplexsonografie) zum Einsatz. Bei der überwiegenden Zahl der Patienten reicht diese Art der Diagnostik dann auch aus, um die Behandlung des Krankheitsbildes einzuleiten. Patienten, die eine Gehstrecke von mehr als 200 Metern haben (Stadium IIa nach Fontaine), sollten in der überwiegenden Zahl der Fälle konservativ behandelt werden.
Radiologen und Gefäßchirurgen im Marienhospital Gelsenkirchen arbeiten zusammen. Unser Team nimmt bei Verdacht auf Schaufensterkrankheit zunächst eine genaue klinische Untersuchung vor. Ist hier eine Durchblutungsstörung der Arterien (Arteriosklerose) erkennbar, wird der Patient per Ultraschall, Magnetresonanztomograph (MRT), Computertomograph (CTA) durchleuchtet. Dadurch erhalten die Ärzte eine komplette Darstellung der arteriellen Strombahn von der Bauchschlagader bis zu den Fußarterien.
Das konkrete Behandlungskonzept wird fachübergreifend entworfen. Bei leichten Formen kann schon eine konventionelle Behandlung mit Gehtraining, Medikamenten zur Blutverdünnung (ASS) sowie – bei Rauchern – der Aufforderung zum Nikotinverzicht helfen. Rauchen ist eine der Hauptursachen für die Schaufensterkrankheit. Darüber hinaus ist eine medikamentöse Therapie wichtig, die das hohe Herzinfarkt- und Schlaganfallrisiko reduziert.
Im Fall einer fortgeschrittenen Erkrankung können die Beeinträchtigungen oftmals endovaskulär („endo“=innerhalb, „vaskulär“= des Gefäßes) also mit sehr schonendem Einsatz eines Katheters, behoben werden. Die Ärzte dehnen ein verengtes Gefäß entweder mit einem zylindrischen Ballon auf oder stützen das Gefäß dauerhaft mit einem Metallgitterröhrchen (Stent) von innen ab. Welches Verfahren zur Anwendung kommt, hängt von der Gefäßregion ab, in der die Verengung festgestellt wurde.
Bestimmte Konstellationen – beispielweise bei Verengungen von Gefäßen auf einer recht langen Strecke – erfordern ein rein chirurgisches Vorgehen. Die Operateure können eine Verengung oder Verstopfung zum Beispiel im Rahmen einer sogenannten Ausschälplastik entfernen. Hier wird das betroffene Gefäß geöffnet, Ablagerungen entfernt und anschließend wieder verschlossen. In anderen Fällen ist eine Bypasslösung, also eine Überbrückung der Engstelle, die bessere Wahl. In speziellen Fällen können beide Methoden (endovaskulär und offenchirurgisch) im Hybridverfahren kombiniert werden.